von Pfarrer Thomas Mertz, St. Paul's Lutheran Church Leamington, ON

Der Gottesdienst wurde am 1. Weihnachtsfeiertag, den 25. Dezember 2006 in Billingshausen bei Würzburg gehalten.

nach dem Bayrischen Evangelischen Gesangbuch

Posaunenchor Musik zur Eröffnung

+ Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen.

+ Der Herr sei mit euch

und mit deinem Geist.

Begrüßung
Lied (Posaunenchor) Herbei, o Ihr Gläubigen EG 45, 1-4
Gemeinsame Beichte EG S.1516, NR 886.1

Vater im Himmel, was kann ich dir sagen, was du nicht schon weißt? Ich habe anderen das Leben schwer gemacht, und es waren doch oft nur Kleinigkeiten, um die es da ging: Ich wollte recht behalten, aber ich vergaß die Liebe, die du geboten hast. Ich bin unfair gewesen, ich bin böse geworden, wo ich hätte Geduld aufbringen müssen. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, dass ich kein Ohr und kein Herz hatte für die, die Verständnis und Hilfe von mir erwarteten. Ich habe geschwiegen, wo ich hätte reden sollen, ich habe den Dingen ihren Lauf gelassen, weil meine Angst größer war als mein Vertrauen zu dir. Deinen Geboten habe ich wenig Gewicht gegeben und deine Güte missachtet. Ich habe dich vergessen, Gott, bei vielem, was ich tat und dachte. Ich lasse mich gefangen nehmen von meinen Wünschen und Ängsten und sehne mich doch danach, frei und geborgen zu sein bei dir. Herr, ich bin erschrocken, wie schwierig es ist, im Alltag aus dem Glauben an dich zu leben. Ich bekenne dir mein Unvermögen und meine Schuld: Herr, erbarme dich.

+ Der allmächtige Gott erbarme sich unser. Er vergebe uns unsere Sünde und führe uns zum ewigen Leben.

Beichtfragen
Vor Gott frage ich: Bekennst du, dass du gesündigt hast, und bereust du deine Sünden, so antworte: Ja.

Bittest du um die Vergebung deiner Sünden, so antworte: Ja.

Glaubst du auch, dass die Vergebung, die dir zugesprochen wird, Gottes Vergebung ist, so antworte: Ja.

Wie ihr glaubt, so geschehe euch.

Absolution
Was Gott euch in der Taufe gegeben hat, Vergebung der Sünden und Befreiung von der Macht des Bösen, das wird euch heute neu geschenkt.

In der Vollmacht, die der HERR seiner Kirche gegeben hat, spreche ich euch frei, ledig und los: Dir sind deine Sünden vergeben. Im Namen + des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Der allmächtige Gott begleite euch mit seiner Gnade. Friede + sei mit euch.

Introitus 802.7
+ Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar .......

Kyrie
+ 3faches Kyrie

+ Ehre sei Gott in der Höhe

und auf Erden Fried, den ...

Gloria (Orgel) Allein Gott in der Höh sei Ehr EG 179,1
+ Der Herr sei mit euch (gesungen)

und mit deinem Geist

Kollektengebet
Gott, du kommst auf uns zu durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Du kommst auf uns zu in deinem Wort, in vielen Menschen und durch Zeichen. Du kommst zu uns in der Gestalt von Brot und Wein. Schenke uns, dass die Gemeinschaft dieses Gottesdienstes uns frei macht, uns einen neuen Anfang schenkt und für das Leben stärkt. Amen

Lied (Orgel) Fröhlich soll mein Herze springen EG 36, 1-3

Lesung Lukas 2, 1-20

Credo

Lied (Posaunenchor) Vom Himmel hoch EG 24, 1-3

Verkündigung
Liebe Gemeinde,

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."

Weihnachten ist eine einzige Liebesgeschichte und beginnt deshalb auch damit, dass wir neu von der Liebe Gottes hören dürfen: Gott hat diese Welt lieb. Und es blieb bei ihm auch nicht bei einer bloßen Erklärung. Er ließ seinen Worten Taten folgen. Gott gab den größten Liebesbeweis, den er geben konnte. Er gab sich selbst. Er kam in seinem Sohn Jesus Christus in diese Welt. Seine Liebe ging in Fleisch und Blut über. Sie wurde buchstäblich begreifbar. Und diese Liebe war bis zum Äußersten bereit. Selbst vom Tod ließ sie sich nicht abschrecken.

Weihnachten – das ist die große Liebeserklärung Gottes an die Welt: Die größte Liebesgeschichte aller Zeiten. In Filmen gibt es zwar zu Herzen gehende Love- Storys. Die Liebesgeschichte Gottes aber hat noch eine andere, universale Dimension. Gilt sie doch nicht einer einzelnen Personen oder einer Gruppe, sondern der ganzen Welt. Ihr wendet sich Gott zu. Gott bleibt nicht auf Distanz. Er betrachtet diese Welt nicht aus sicherem Abstand - gleichsam aus der Zuschauerperspektive. Er belässt es nicht bei klugen Gedanken und dabei, von Ferne die Dinge anzuschauen. Gott mischt sich vielmehr ein. Er will dem Treiben hier nicht tatenlos zusehen. Er will Menschen helfen und ihrem Leben wieder Hoffnung und Perspektive geben. Gott macht sich dabei die Hände schmutzig. Ja, mehr noch: Er lässt sich die Hände binden und später sogar ans Kreuz nageln. Soweit geht seine Liebe. Immer wieder stellt er sie unter Beweis.

Liebe Gemeinde! Gott belässt es nicht bei der Zuschauerrolle. Er macht mit seiner Liebe, seiner Zuwendung zu der Welt und ihren Menschen ernst. Er hat damit ein Beispiel gegeben, sich einzumischen und seinen Beitrag zu leisten, damit sich Situationen zum Bessern wenden können. Aus sicherer Distanz lassen sich viele schlaue Gedanken machen. Da lässt es sich leicht reden. Was anderes aber ist es, sich selbst in die Lage zu begeben und dort zu versuchen, etwas zum Guten zu ändern. Das erfordert Kraft, Mut und Engagement. Das braucht auch unsere Region, unser Land und diese Welt. Mit der Zuschauerdemokratie, wo Menschen vom Wohnzimmer aus Politik machen wollen, ist es nicht getan. Notwendig sind Frauen und Männer, die sich engagieren in Parteien, Gruppen, Vereinen, in unserer Gemeinde und in der Diakonie. Und die auf diese Weise versuchen, für Andere, für die Gesellschaft, für diese Welt da zu sein, damit sich da etwas zum Guten ändern kann. Sicher: Wie sich manche politisch Verantwortliche verhalten, fördert nicht gerade das Vertrauen in die Demokratie. Aber solche Negativbeispiele, die es immer wieder gibt, dürfen nicht zum Maßstab gemacht werden. Denn so würde schnell ein falsches Bild entstehen – als ginge es meist so zu.

Gott hat diese Welt sich nicht selbst überlassen. Er hat damit ein Zeichen gesetzt: Sie muss nicht so bleiben, wie sie ist. Er hat diese Welt nicht schlecht geredet oder schlecht gemacht – trotz der vielen dunklen Punkte und Schattenseiten. Zu ihnen geht er nicht auf Distanz, er wird vielmehr offensiv, um etwas zum Guten zu ändern. Damit Licht in das Dunkel kommt und damit es dort wieder hell wird, wo Finsternis vorherrscht.

„Wie schlecht die Welt heute ist" wird manchmal geklagt. Und nicht selten schwingt dabei die Meinung mit, früher wäre alles doch besser gewesen. Ganz abgesehen davon, dass Verbrechen und Vergehen so alt sind wie die Menschheit selbst, bringt es nichts, nur zu klagen. So ändert sich kaum etwas. Nur dort, wo jemand bereit ist, sich einzumischen, seinen Beitrag zu leisten und selbst Hand anzulegen, kann etwas voran gehen. Das gilt für kleine, überschaubare Bereiche wie für die große Politik. Die Klage allein bewegt nichts. Wo Worten aber Taten folgen, kann etwas in Gang kommen und sich etwas an einer Situation ändern.

„Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen

Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben," so das Johannesevangelium. Gottes Liebe hat ein Ziel: Er will Menschen helfen und ihrem Leben Zukunft schenken. Voraussetzung allerdings ist, dass sie ihm vertrauen: „Alle, die an ihn glauben, sollen nicht verloren werden.". Das heißt, diese Liebe, die Gott schenkt, will persönlich angenommen werden. Oder wie Martin Luther es ausdrückte: „Die Geburt Christi ist wohl in Bethlehem geschehen, doch sie ist mir geschenkt."

Jede Einzelne und jeder Einzelne steht also vor der Frage: Wie verhalte mich dazu, dass Gott mich so annimmt wie ich bin, dass er für mich da sein und mir seine Liebe schenken will. Nehme ich das nur zur Kenntnis – so als Information -, ist mir das egal oder nehme ich das für mich an? Es ist wie mit einem Geschenk: Gott macht uns Menschen ein großes Weihnachtsgeschenk. Und das lautet: „Ich bin für euch da. Ihr braucht euer Leben nicht allein zu meistern", sagt er uns zu. Dieses Geschenk will angenommen werden. Erst wer es für sich akzeptiert und damit lebt, kann sich so richtig darüber freuen und merkt, wie kostbar es ist. Denn dieses Geschenk eröffnet eine neue Lebensqualität. Wer weiß, von Gott geliebt zu sein, kann sich selbst und andere leichter annehmen. Menschen, die sich angenommen wissen, sind eher in der Lage, mit selbst und mit Mitmenschen ins Reine zu kommen. Wer darauf vertraut, von Gott erst einmal so akzeptiert zu sein, wie er ist, muss sich nicht selbst und anderen immer wieder beweisen, wie toll er ist und was er alles zu leisten vermag. Das entlastet auch und nimmt den Druck weg, vor sich selbst und den Mitmenschen brillieren zu müssen.

Wer Gott vertraut, kann auch gelassener mit der Zukunft umgehen. Er weiß, dass sie nicht von den eigenen Möglichkeiten abhängt. Oder wie es jemand vor kurzem in einem Gespräch auf den Punkt brachte: Meine Zukunft hängt nicht von irgendwelchen Mächten und kosmischen Energien ab, sondern von Gott und seinen Möglichkeiten. Menschen, die mit Gott rechnen, müssen auch nicht den Kopf hängen lassen. Was manchmal zum Verzweifeln Anlass gibt, kann dann ein Grund sein, noch mehr auf ihn und seine Liebe zu bauen.

Es gibt Liebesgeschichten, die tragisch enden, wenn die Liebe unerhört bleibt. Wenn jemand eine Liebeserklärung nicht erwidert. Gott freut sich über jeden und jede, die seine Liebe und Zuwendung annehmen. Die Bibel ist voller Geschichten von Menschen, bei denen sich etwas geändert hat, als Gott in ihr Leben trat und sie ihm vertrauten. Wo seine Liebe nicht unerhört blieb, sondern angenommen wurde. Die Folge: Um diese Menschen herum wurde es wieder licht, es zeichneten sich gangbare Wege ab, es wurde wieder etwas heil oder ihnen wurden die Augen geöffnet. Das alles sind keine Geschichten von damals. Sondern das kann überall da erfahren werden, wo jemand Gottes Liebe annimmt. Oder im Bilde gesprochen: Wo Menschen das Weihnachtsgeschenk Gottes auspacken, es mit in ihren Alltag nehmen und damit leben.

Liebe Gemeinde! Die Weihnachtsbotschaft hat es in sich : „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.". Denn bei dieser Botschaft geht es zum einen um die größte Liebesgeschichte aller Zeiten. Zum anderen ist es mehr als eine bloße Erzählung, die mehr oder weniger interessiert zur Kenntnis genommen werden will. Sie wartet vielmehr auf eine Antwort - egal wie alt jemand ist, wie oft er zur Kirche geht oder wie fromm sich jemand fühlt. Wer Gottes Liebe annimmt und sich ihm anvertraut, dessen Leben hat Orientierung, Halt und Zukunft. Dann hat auch Gottes Liebesgeschichte ein ganz persönliches Happy-End.

Lied (Posaunenchor) Vom Himmel hoch EG 24, 4-6

Abkündigungen

Instrumentalstück (Posaunenchor)

Abendmahlsfeier
Lieder während der Austeilung (Orgel)
Lobt Gott, ihr Christen EG 27, 1-6
Ich steh an deiner Krippe hier 37, 1-9

Dank- und Fürbittgebet
Du bist bei uns Gott, du Ewiger, der du vor aller Zeit bist und nach aller Zeit. Du bist uns erschienen in der Mitte menschlicher Finsternis und Nacht. Du zeigst uns, was der Sinn des Lebens ist. Du eröffnest uns deinen Willen und unseren Auftrag. Du deutest uns deine Gedanken in dem Weg, der mit diesem Kind beginnt. Kehre nun ein in unsere Herzen, durchdringe uns. Dringe aus uns hervor und mache uns zu Boten deines Lichtes und deines Friedens, dass wir unseren Weg finden zu allen, die deines Lichts und deines Friedens bedürfen. Mach uns zu lebendigen Zeichen deiner Gegenwart, wo immer die Gewalt regiert, die Angst und das Leid. Dein sind wir im Dunkel dieser Welt und in Ewigkeit. Amen.

+ Der Herr sei mit euch (gesungen)

und mit deinem Geist

+ Gehet hin im Frieden des Herrn (gesungen)

Gott sei ewiglich Dank

Segen

Lied (Posaunenchor) O du fröhliche EG 44, 1-3

Orgelnachspiel