Karfreitag, Jahrgang A,B,C
(Good Friday)

Einführung

Das Kreuz Christi steht im Zentrum des Karfreitags. Vielfach wird in der deutschen Tradition an diesem Tag Abendmahl gefeiert als Ausdruck des neuen Lebens, das aus dem Kreuz wächst. Das Kreuz wird von Ostern her zum Lebensbaum. Gleichwohl sind Trauer und Verlassenheit an diesem Tag spürbar, wie sie im Tagespsalm (Ps 22) zum Ausdruck kommen. Darum wird in der nordamerikanisch-lutherischen Tradition vielfach kein Abendmahl gefeiert.

Der Altar trägt keinen oder sehr nüchternen Schmuck. Manchmal „schmücken“ Dornenzweige den Altar in Erinnerung an die Dornenkrone Jesu.

Psalm 22

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.

Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,

und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Du aber bist heilig,

der du thronst über den Lobgesängen Israels.

Unsere Väter hofften auf dich;

und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.

Zu dir schrien sie und wurden errettet,

sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.

Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,

ein Spott der Leute und verachtet vom Volke.

Alle, die mich sehen, verspotten mich,

sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:

»Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus

und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«

Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen;

du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.

Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,

du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.

Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;

denn es ist hier kein Helfer.

Gewaltige Stiere haben mich umgeben,

mächtige Büffel haben mich umringt.

Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf

wie ein brüllender und reißender Löwe.

Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, /
alle meine Knochen haben sich voneinander gelöst;

mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.

Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, /
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,

und du legst mich in des Todes Staub.

Denn Hunde haben mich umgeben, /
und der Bösen Rotte hat mich umringt;

sie haben meine Hände und Füße durchgraben.

Ich kann alle meine Knochen zählen;

sie aber schauen zu und sehen auf mich herab.

Sie teilen meine Kleider unter sich

und werfen das Los um mein Gewand.

Aber du, HERR, sei nicht ferne;

meine Stärke, eile, mir zu helfen!

Errette meine Seele vom Schwert,

mein Leben von den Hunden!

Hilf mir aus dem Rachen des Löwen /
und vor den Hörnern wilder Stiere –

du hast mich erhört!

Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,

ich will dich in der Gemeinde rühmen:

Rühmet den HERRN, die ihr ihn fürchtet;

ehret ihn, ihr alle vom Hause Jakob, und vor ihm scheuet euch, ihr alle vom Hause Israel!

Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht

das Elend des Armen und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen;
und als er zu ihm schrie, hörte er's.

Dich will ich preisen in der großen Gemeinde,

ich will mein Gelübde erfüllen vor denen, die ihn fürchten.

Die Elenden sollen essen, dass sie satt werden; /
und die nach dem HERRN fragen, werden ihn preisen;

euer Herz soll ewiglich leben.

Es werden gedenken und sich zum HERRN bekehren aller Welt Enden

und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden.

Denn des HERRN ist das Reich,

und er herrscht unter den Heiden.

Ihn allein werden anbeten alle,

die in der Erde schlafen; vor ihm werden die Knie beugen alle, /
die zum Staube hinabfuhren und ihr Leben nicht konnten erhalten.

Er wird Nachkommen haben, die ihm dienen;

vom Herrn wird man verkündigen Kind und Kindeskind.

Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit predigen

dem Volk, das geboren wird. Denn er hat's getan.

Tagesgebet

Ewiger Gott,

wir gedenken des Leidens und des Sterbens deines Sohnes,

in seinem Kreuz wird alle Lieblosigkeit der Welt sichtbar.

Im Kreuz spiegeln sich Not und Unrecht dieser Welt,

an dem wir selbst so oft Anteil haben.

Wir hoffen, dass du, Gott, uns nicht verlässt.

Lass uns das Kreuz zum Zeichen des Lebens werden.

Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Heiland. Amen.

Lesungen

Jesaja 52,13-15;53,1-12

Siehe, meinem Knecht wird's gelingen,
er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
Wie sich viele über ihn entsetzten,
weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute
und sein Aussehen als das der Menschenkinder,
so wird er viele Heiden besprengen,
dass auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten.
Denn denen nichts davon verkündet ist,
die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben,
die werden es merken.

Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde,
und wem ist der Arm des HERRN offenbart?
Er schoss auf vor ihm wie ein Reis
und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich.
Er hatte keine Gestalt und Hoheit.
Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
Er war der Allerverachtetste und Unwerteste,
voller Schmerzen und Krankheit.
Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg;
darum haben wir ihn für nichts geachtet.

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt
und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet
und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Wir gingen alle in die Irre wie Schafe,
ein jeder sah auf seinen Weg.
Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
Als er gemartert ward, litt er doch willig
und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm,
das zur Schlachtbank geführt wird;
und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer,
tat er seinen Mund nicht auf.

Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen.
Wer aber kann sein Geschick ermessen?
Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen,
da er für die Missetat meines Volks geplagt war.
Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen
und bei Übeltätern, als er gestorben war,
wiewohl er niemand Unrecht getan hat
und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit.

Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat,
wird er Nachkommen haben und in die Länge leben,
und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.
Weil seine Seele sich abgemüht hat,
wird er das Licht schauen und die Fülle haben.
Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht,
der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen;
denn er trägt ihre Sünden.
Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben
und er soll die Starken zum Raube haben,
dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat
und den Übeltätern gleichgerechnet ist
und er die Sünde der Vielen getragen hat
und für die Übeltäter gebeten.

Hebräer 10,16-25 oder Hebräer 4,14-16;5.7-9

Hebräer 10,16-25

»Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen«,
spricht er: »Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben,
und in ihren Sinn will ich es schreiben,
und ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit
will ich nicht mehr gedenken.«
Wo aber Vergebung der Sünden ist,
da geschieht kein Opfer mehr für die Sünde.

Weil wir denn nun, liebe Brüder,
durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heiligtum,
den er uns aufgetan hat als neuen und lebendigen Weg
durch den Vorhang, das ist:
durch das Opfer seines Leibes,
und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes,
so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen
in vollkommenem Glauben, besprengt in unsern Herzen
und los von dem bösen Gewissen
und gewaschen am Leib mit reinem Wasser.
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung
und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat;
und lasst uns aufeinander Acht haben
und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken
und nicht verlassen unsre Versammlungen,
wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen,
und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.

Hebräer 4,14-16;5.7-9

Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben,
Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat,
so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis.

Denn wir haben nicht einen Hohenpriester,
der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit,
sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht
zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen
und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.

[Denn Jesus] hat in den Tagen seines irdischen Lebens
Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht,
der ihn vom Tod erretten konnte;
und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.
So hat er, obwohl er Gottes Sohn war,
doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.
Und als er vollendet war, ist er für alle,
die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden.

Johannes 18,1-40;19,1-42

Als Jesus das geredet hatte,
ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron;
da war ein Garten, in den gingen Jesus und seine Jünger.
Judas aber, der ihn verriet, kannte den Ort auch,
denn Jesus versammelte sich oft dort mit seinen Jüngern.
Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte
und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern,
kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.

Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte,
ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr?
Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth.
Er spricht zu ihnen: Ich bin's!
Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen.
Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin's!,
wichen sie zurück und fielen zu Boden.

Da fragte er sie abermals: Wen sucht ihr?
Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth.
Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin.
Sucht ihr mich, so lasst diese gehen!
Damit sollte das Wort erfüllt werden, das er gesagt hatte:
Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast.

Simon Petrus aber hatte ein Schwert
und zog es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters
und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.
Und der Knecht hieß Malchus.
Da sprach Jesus zu Petrus: Steck dein Schwert in die Scheide!
Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

Die Schar aber und ihr Anführer
und die Knechte der Juden nahmen Jesus und banden ihn
und führten ihn zuerst zu Hannas;
der war der Schwiegervater des Kaiphas,
der in jenem Jahr Hoherpriester war.
Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte,
es wäre gut, ein Mensch stürbe für das ganze Volk.

Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger.
Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt
und ging mit Jesus hinein in den Palast des Hohenpriesters.
Petrus aber stand draußen vor der Tür.
Da kam der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war,
heraus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.
Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus:
Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen?
Er sprach: Ich bin's nicht.
Es standen aber die Knechte und Diener
und hatten ein Kohlenfeuer gemacht,
denn es war kalt und sie wärmten sich.
Aber auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich.

Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger
und über seine Lehre.
Jesus antwortete ihm:
Ich habe frei und offen vor aller Welt geredet.
Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und im Tempel,
wo alle Juden zusammenkommen,
und habe nichts im Verborgenen geredet.
Was fragst du mich?

Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe.
Siehe, sie wissen, was ich gesagt habe.
Als er so redete, schlug einer von den Knechten,
die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach:
Sollst du dem Hohenpriester so antworten?
Jesus antwortete: Habe ich übel geredet,
so beweise, dass es böse ist;
habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?
Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

Simon Petrus aber stand da und wärmte sich.
Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht einer seiner Jünger?
Er leugnete und sprach: Ich bin's nicht.
Spricht einer von den Knechten des Hohenpriesters,
ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte:
Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?
Da leugnete Petrus abermals,
und alsbald krähte der Hahn.

Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium;
es war früh am Morgen.
Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden,
sondern das Passamahl essen könnten.
Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte:
Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?
Sie antworteten und sprachen zu ihm:
Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet.
Da sprach Pilatus zu ihnen:
So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz.
Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten.
So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte,
um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.

Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium
und rief Jesus und fragte ihn:
Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus
oder haben dir's andere über mich gesagt?
Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude?
Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet.
Was hast du getan?
J
esus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.

Wäre mein Reich von dieser Welt,
meine Diener würden darum kämpfen,
dass ich den Juden nicht überantwortet würde;
nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt.
Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König?
Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.
Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen,
dass ich die Wahrheit bezeugen soll.
Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?

Und als er das gesagt hatte,
ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen:
Ich finde keine Schuld an ihm.
Es besteht aber die Gewohnheit bei euch,
dass ich euch einen zum Passafest losgebe;
wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe?
Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas!
Barabbas aber war ein Räuber.

Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.
Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen
und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an
und traten zu ihm und sprachen:
Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.

Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen:
Seht, ich führe ihn heraus zu euch,
damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.
Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand.
Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!

Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie:
Kreuzige! Kreuzige!
Pilatus spricht zu ihnen:
Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.
Die Juden antworteten ihm:
Wir haben ein Gesetz und nach dem Gesetz muss er sterben,
denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.

Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr
und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus:
Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.
Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir?
Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben,
und Macht habe, dich zu kreuzigen?
Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich,
wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre.
Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde.

Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen.
Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei,
so bist du des Kaisers Freund nicht;
denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser.
Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus
und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte,
die da heißt Steinpflaster, auf Hebräisch Gabbata.
Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde.
Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König!
Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!
Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen?
Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser.
Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.

Sie nahmen ihn aber und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte,
die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha.
Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten,
Jesus aber in der Mitte.

Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz;
und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.
Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte,
wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt.
Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.
Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus:
Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat:
Ich bin der König der Juden.
Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten,
nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile,
für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand.
Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück.
Da sprachen sie untereinander: Lasst uns das nicht zerteilen,
sondern darum losen, wem es gehören soll.
So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt:
»Sie haben meine Kleider unter sich geteilt
und haben über mein Gewand das Los geworfen.«
Das taten die Soldaten.

Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter
und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas,
und Maria von Magdala.
Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger,
den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter:
Frau, siehe, das ist dein Sohn!
Danach spricht er zu dem Jünger:
Siehe, das ist deine Mutter!
Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war,
spricht er, damit die Schrift erfüllt würde:
Mich dürstet.
Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig
und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund.
Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er:
Es ist vollbracht!,
und neigte das Haupt und verschied.

Weil es aber Rüsttag war
und die Leichname nicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über –
denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag –,
baten die Juden Pilatus, dass ihnen die Beine gebrochen
und sie abgenommen würden.
Da kamen die Soldaten und brachen dem Ersten die Beine
und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war.
Als sie aber zu Jesus kamen und sahen,
dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht;
sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite,
und sogleich kam Blut und Wasser heraus.

Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt,
und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß,
dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.
Denn das ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde:
»Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.«
Und wiederum sagt die Schrift an einer andern Stelle:
»Sie werden den sehen, den sie durchbohrt haben.«

Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war,
doch heimlich, aus Furcht vor den Juden,
den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe.
Und Pilatus erlaubte es.
Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab.
Es kam aber auch Nikodemus,
der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war,
und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund.
Da nahmen sie den Leichnam Jesu
und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen,
wie die Juden zu begraben pflegen.
Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde,
ein Garten und im Garten ein neues Grab,
in das noch nie jemand gelegt worden war.
Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden,
weil das Grab nahe war.

Fürbittengebet

Nur wenige Menschen, Herr, sind dir bis ans Kreuz gefolgt

und haben auch unter dem Kreuz noch ausgehalten.

Lass uns solche Menschen sein,

die anderen beistehen in ihrer Not,

die nicht zulassen,

dass jemand allein gelassen ist

in seinen Schmerzen, seinem Leiden, seinem Tod.

Gib uns die Kraft, andere zu begleiten,

wenn ihr Weg schwer wird,

sie zu trösten, ihnen Mut zu geben.

Und lass uns Leute werden,

die gegen den gewaltsamen Tod protestieren, wo immer er uns begegnet,

die nicht Ja sagen zu dem vielfachen Sterben auf dieser Welt,

in den Kriegen der Völker, im Hunger und Elend so vieler Menschen,

oder auch hier bei uns auf den Straßen

und in den verborgenen Winkeln unserer Gesellschaft.

Und lass uns, Herr, auch selber Menschen finden,

wenn es dunkel um uns wird

und der Schatten des Kreuzes auf uns fällt.

Das bitten wir im Vertrauen auf deinen Geist,

der unserer Schwachheit aufhilft. Amen. --Stille. --

Lesepredigten

Siehe Karfreitag, Reihe I

Liedvorschläge (EG)

Eingangslied:

88 Jesu, deine Passion

76 O Mensch, bewein dein Sünde groß

Wochenlied:

83 Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld

90 Ich grüße dich am Kreuzesstamm

Predigtlied:

85 O Haupt voll Blut und Wunden

97 Holz auf Jesu Schulter

Ausgangslied:

93 Nun gehören unsere Herzen

98 Korn das in die Erde

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
www.die-bibel.de

Revised Common Lectionary © 1992 Consultation on Common Texts. Used by permission.