29. Sonntag im Jahreskreis (16.-22. Oktober),
Jahrgang B
(Time after Pentecost: Lectionary 29)
Einführung
Gehorsam, Demut, Leiden. Das sind heutigentags keine sonderlich populären Worte. Dennoch gehören sie untrennbar zur Geschichte unseres Glaubens. Der leidende Gerechte, von dem Jesaja erzählt; der Hohepriester, der Opfer bringt, um das Volk mit Gott zu versöhnen; der Gottessohn, der sein Leben als Lösegeld gibt für viele – das alles sind Bilder, mit denen die Christenheit die Sendung Christi beschreibt.
Was auf den ersten Blick für manche Menschen irritierend wirkt verfolgt dabei den einen Zweck Gottes Verheißung wahr zu machen: Ich bin bei dir in der Not. Und: Ich will dir zeigen mein Heil.
Psalm 91,9-16
Denn der HERR ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht.
Es wird dir kein Übel begegnen,
und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.
Über Löwen und Ottern wirst du gehen
und junge Löwen und Drachen niedertreten.
»Er liebt mich, darum will ich ihn erretten;
er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.
Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören;
ich bin bei ihm in der Not,
ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.
Ich will ihn sättigen mit langem Leben
und will ihm zeigen mein Heil.«
Tagesgebet
Jesus Christus,
kein Weg war dir zu weit, keine Last zu schwer,
damit uns das Leben leicht wird.
Lehre uns den Weg der Demut,
lehre uns in Freiheit deinem Willen gehorsam zu sein,
und in der Begegnung mit dem Leid,
deiner Liebe Raum zu geben.
Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist
Leben schaffst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lesungen
Jesaja 53,4-12
Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den,
der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet
und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten,
und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg.
Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
Als er gemartert ward, litt er doch willig
und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm,
das zur Schlachtbank geführt wird;
und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer,
tat er seinen Mund nicht auf.
Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen.
Wer aber kann sein Geschick ermessen?
Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen,
da er für die Missetat meines Volks geplagt war.
Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern,
als er gestorben war,
wiewohl er niemand Unrecht getan hat
und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit.
Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat,
wird er Nachkommen haben und in die Länge leben,
und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.
Weil seine Seele sich abgemüht hat,
wird er das Licht schauen und die Fülle haben.
Und durch seine Erkenntnis wird er,
mein Knecht, der Gerechte,
den Vielen Gerechtigkeit schaffen;
denn er trägt ihre Sünden.
Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben
und er soll die Starken zum Raube haben,
dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat
und den Übeltätern gleichgerechnet ist
und er die Sünde der Vielen getragen hat
und für die Übeltäter gebeten.
Hebräer 5,1-10
Denn jeder Hohepriester,
der von den Menschen genommen wird,
der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott,
damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden.
Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren,
weil er auch selber Schwachheit an sich trägt.
Darum muss er wie für das Volk,
so auch für sich selbst opfern für die Sünden.
Und niemand nimmt sich selbst die hohepriesterliche Würde,
sondern er wird von Gott berufen wie auch Aaron.
So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt,
Hoherpriester zu werden, sondern der,
der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7):
»Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.«
Wie er auch an anderer Stelle spricht (Psalm 110,4):
»Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.«
Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens
Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht,
der ihn vom Tod erretten konnte;
und er ist auch erhört worden,
weil er Gott in Ehren hielt.
So hat er, obwohl er Gottes Sohn war,
doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.
Und als er vollendet war,
ist er für alle, die ihm gehorsam sind,
der Urheber des ewigen Heils geworden,
genannt von Gott ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.
Markus 10,35-45
Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes,
die Söhne des Zebedäus, und sprachen:
Meister, wir wollen, dass du für uns tust,
um was wir dich bitten werden.
Er sprach zu ihnen:
Was wollt ihr, dass ich für euch tue?
Sie sprachen zu ihm:
Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten
und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.
Jesus aber sprach zu ihnen:
Ihr wisst nicht, was ihr bittet.
Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke,
oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?
Sie sprachen zu ihm:
Ja, das können wir.
Jesus aber sprach zu ihnen:
Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke,
und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde;
zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken,
das steht mir nicht zu, euch zu geben,
sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.
Und als das die Zehn hörten,
wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.
Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen:
Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder,
und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.
Aber so ist es unter euch nicht;
sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein;
und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Fürbittengebet
Herr, unser Gott,
du hast deinen Sohn Jesus Christus für uns gegeben,
damit wir von unseren Sünden befreit werden.
Nur durch deine Gnade können wir vor dir bestehen.
Herr, gerechter Gott,
bewahre deine Kirche vor Hochmut.
Lass sie und alle die in ihr arbeiten
Demut finden vor dir und deinen Werken.
Führe sie und uns in dein kommendes Reich.
Wir rufen zu dir…
…Herr, erbarme dich.
Herr, beschützender Gott,
wir behandeln deine Schöpfung hochmütig und eigennützig.
Schütze die, die sich nicht selbst schützen können.
Hilf uns in Frieden in deiner Schöpfung zu leben.
Wir rufen zu dir…
…Herr, erbarme dich.
Herr, erleuchtender Gott,
Ehrgeiz prägt unser Leben.
Wir sollen und wollen immer besser sein als andere.
Zeige uns Ziele, für die es sich wirklich lohnt,
Ehrgeiz zu entwickeln
und schütze uns vor falschen Wegen.
Wir rufen zu dir…
…Herr, erbarme dich.
Herr, friedenbringender Gott,
die Welt ist voller Neid und Zwietracht,
die zu Streit und Krieg führen.
Zeige den Mächtigen deinen Frieden,
so dass sie der Gewalt entsagen.
Wir rufen zu dir…
…Herr, erbarme dich.
Herr, lebensspendender Gott,
unser Leben ist geschenktes Leben
und in Krankheit und Tod zeigt sich,
wie wertvoll es ist.
Doch der Tod ist nicht das Ende,
sondern der Weg zu Dir.
Stärke Sterbende und Kranke mit deiner Gegenwart und Hoffnung.
Wir rufen zu dir…
…Herr, erbarme dich.
In der Stille können wir vor dich bringen, was auf unseren Herzen lastet: …
Wir rufen zu dir…
…Herr, erbarme dich.
Herr, dreieiniger Gott,
durch deinen Sohn Jesus Christus, unserem Bruder,
hast du uns deine Gnade offenbar gemacht.
Wir vertrauen dir unsere Gebete an.
Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen.
Lesepredigten
Siehe Judika, Reihe I, aber zu beachten ist, daß der Jahreskontext verschieden ist.
Liedvorschläge (EG)
Eingangslied:
268 Strahlen brechen viele
437 Die helle Sonn’ leucht jetzt herfür
Wochenlied:
223 Das Wort geht dem Vater aus
331 Großer Gott wir loben dich
Predigtlied:
350 Christi Blut und Ehrenkleid
406,1-3 Bei dir Jesu, will ich bleiben
Ausgangslied:
170 Komm, Herr, segne uns
384 Lasset uns mit Jesus ziehen
Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
www.die-bibel.de
Revised Common Lectionary © 1992 Consultation on Common Texts. Used by permission.